Windkraft im Remstal: Wollen wir so leben?

Ja! Denn wir brauchen dringend den Umstieg auf erneuerbare Energien. Nur wenn wir das Klima nicht weiter zerstören (z.B. durch Kohlekraftwerke), können wir unsere lebensnotwendige Natur erhalten.

Um die komplexe Thematik etwas besser zu verstehen, haben wir zusammen mit der EnBW die Windkrafträder am Goldboden in Winterbach besichtigt. Dabei bekamen wir viele Antworten auf interessante Fragen.

Die Gründe des Stillstands sind vielfältig. Diese sind dem Betreiber (EnBW) jedoch bekannt und auf die Lebenszeit der Anlage eingerechnet, sie kommen nicht überraschend! Ähnlich wie bei einem Auto müssen die Windräder in Winterbach nicht kontinuierlich im Einsatz sein, um sinnvoll bzw. rentabel zu sein. Ein Auto beispielsweise parkt im Durchschnitt 95% der Zeit. Windkrafträder haben hier eine deutlich bessere Bilanz. 

Gründe für den Stillstand der Windkraftanlage Goldboden in Winterbach sind u.a.: 

  • Kein Wind: Die Anlagen brauchen eine Windgeschwindigkeit von ungefähr drei Metern pro Sekunde, wobei diese kontinuierlich sein muss. Einzelne Böen können die Rotoren nicht in Bewegung versetzen.  
  • Zu starker Wind: Auch wenn es zu windig ist, können Windräder stillstehen. Bei einem Sturm ab Windstärke neun stellen sich die Anlagen selbst ab, um die Materialien nicht zu überbeanspruchen.  
  • Fledermäuse: Um Fledermäuse im Flug zu schützen, stellen sind die Räder am Goldboden zu bestimmten Zeiten ab. Diese sind von April bis August eine Stunde vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und von September bis Oktober drei Stunden vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. 
  • Schattenwurf: Damit das Forsthaus in Manolzweiler nicht vom Schattenwurf der Rotorblätter getroffen wird, stellt sich die Anlage 1 bei entsprechendem Sonneneinfall ab. 
  • Ausrichtung: Die Windräder müssen per Motor in Windrichtung angepasst und gedreht werden. Dabei bleiben sie abgeschaltet. Bei zu vielen einseitigen Drehungen verdrehen sich die Kabel im Turm. Dann muss sich das Rad komplett in die entgegengesetzte Richtung drehen, um die Kabel wieder zu entwirren. Deswegen kann es vorkommen, dass ein Rad anders ausgerichtet ist, als die anderen und still steht.
  • KEIN Grund: Zu viel Strom im Netz: Bevor die wenigen Windkraftanlagen hier in Baden-Württemberg mit deren günstigen Betriebskosten abgeschaltet werden, werden lieber teure Kohlekraftwerke runtergefahren. Anders sieht es in Norddeutschland aus, wo es sehr viele Windkrafträder gibt. Diese werden dort teilweise abgestellt, bevor zu viel Strom produziert wird, der das Netz möglicherweise überlasten könnte. 

Die Fundamente der drei Windkrafträder am Goldboden sind 3 Meter tief und haben einen Durchmesser von 23 Meter. Zwei Fundamente wurden mit je 54 Pfählen (Abb. 1b) verstärkt. Diese sind 40cm breit und 14 Meter tief. Die dritte Anlage kommt ohne Pfähle aus, da hier ein fester Untergrund gegeben ist. Pro Fundament wurde ca. 700 m³ Beton benötigt. Das entspricht ungefähr sechs Omnibussen. Außerdem wurden ca. 99 Tonnen Stahl verbaut.

Die Fundamente sind nicht komplett massiv aus Beton. Der obere Teil ist hohl und dient als Art Keller. 

Im Gegensatz zur Flächenversiegelung bei Häusern, wird das Regenwasser nicht in die Kanalisation abgeleitet. Das Wasser bleibt an Ort und Stelle, wodurch die Auswirkung auf das Grundwasser sehr gering ist. 

Der Betreiber EnBW hat sich verpflichtet, die Fundamente nach der Stilllegung wieder zu entfernen.

Ein Windkraftrad hat eine Leistung von 3,3 MWh (1 MWh = 1.000 kWh).

Mit einer einzigen Umdrehung eines Windkraftsrads (die vier Sekunden dauert), kann ein 2-Personen-Haushalt also den halben Tag lang mit Strom versorgt werden.

Pro Anlage können so rund 2500 Haushalte mit erneuerbarem Strom versorgt werden. Mit den drei bestehenden Anlagen auf dem Goldboden können also 7500 Haushalte versorgt werden. Sprich ganz Urbach bzw. Plüderhausen (je ca. 5000 Haushalte).

Problem: Hierbei handelt es sich um einen rechnerischen Durchschnittswert. Wenn kein Wind weht, wird auch kein Strom produziert. Deshalb benötig es neben der Windkraft auch noch andere erneuerbare Energiequellen wie z.B. Solarenergie oder Wasserkraftwerke. Außerdem muss die Speicherung von erneuerbaren Energien z.B. in Form von Wasserstoff noch vorangetrieben werden.

Die 2017 in Betrieb genommenen Windkraftanlagen auf dem Goldboden sind mit einer Laufzeit von 20 Jahre geplant. Der Bau einzelnes Windkraftrad kostete ca. 5 Millionen Euro. Ein Rad muss 15 Jahre Strom produzieren, um diese Kosten zu erwirtschaften. Es bleiben also nur 5 Jahre um einen Gewinn zu erzielen. Es gibt jedoch die Option einer Verlängerung auf 25 Jahre Laufzeit.

Ganz pauschal: Ja. Es gibt verschiedene Berechnungen, ab wann Windkrafträder klimaneutral sind. Klimaneutral heißt in diesem Fall, der Bau der Räder benötigt nur so viel Energie, wie diese später selbst wieder produzieren können. Selbst wenn man Wartungen und alle Folgekosten in die Berechnung miteinbezieht, liegt dieser Zeitpunkt bei unter einem Jahr. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren, kann ein Windkraftrad also mindestens 19 Jahre klimaneutralen Strom produzieren.

Behauptungen über Windkraft unter die Lupe genommen:

Diese Behauptung hat teilweise für alte Anlagen zugetroffen. Für neuere Anlagen ist dank der technischen Verbesserungen und der gesetzlichen Abstandsregelungen eine Störung von Wohngebäuden nahezu ausgeschlossen.

Unser Wald hier im Remstal dient zu einem großen Teil als Forstwald, sprich zur Holzproduktion. Tagtäglich werden dazu Bäume gefällt. Desweiterem geht es dem Wald mit seinen und hitze- und trockenanfälligen Fichten-Monokulturen nicht gut. Für jeden Baum, der nun für ein Windkraftrad gefällt wird, werden an anderer Stelle zwei neue Bäume gepflanzt. Außerdem werden bei der Neupflanzung Baumarten ausgewählt, die mit dem Klimawandel zurechtkommen und so zu einem Erhalt unseres Waldes und der Natur beitragen. 

Infraschall kann nicht gehört, wohl aber als Druckänderung oder Vibration in Ohren und Magen wahrgenommen werden. Ähnlich wie wenn man sich in der Nähe von Subwoofer-Lautsprechern bei Konzerten aufhält. Oder das Dröhnen eines Automotors. Durch Infraschall kann man nicht krank werden. Jedoch kann die unbegründete Angst vor Infraschall tatsächlich krank machen. Hier spricht man vom Nocebo-Effekt (Gegenteil des Placebo-Effektes). 

Wie bei allen mechanischen Vorgängen bei dem Kunststoff im Spiel ist, entsteht auch bei Windkrafträdern Mikroplastik. In Relation gesetzt: Ein sich drehendes Windrad erzeugt so viel Mikroplastik, wie der Abrieb der Schuhsohle beim Gehen. 

 

Diese Behauptung ist falsch. Windkrafträder können genauso wie andere Bauten oder Anlagen auch gelöscht werden. Nur ist der Aufwand aufgrund der Höhe sehr groß, weswegen man sie lieber kontrolliert abbrennen lässt. Wie bei jedem Brandfall entstehen auch bei Windkrafträdern Giftstoffe u.a. durch verbrannte Kabel und Verbundfasern der Rotoren. Jedoch sind diese nicht schädlicher als bei anderen Bränden z.B. von Autos oder Lagerhallen. Von einer daraus resultierenden verseuchten Umwelt kann keine Rede sein. Grundsätzlich sind Brände an Windkrafträdern sehr selten.